„Führen im Zeitalter von Arbeit 4.0“ am 22.04.2021 im Rahmen der IHK-Reihe „Alles Entscheidende in 60 Minuten“
Führung 4.0 – Digitalisierung verändert die Arbeitswelt
Am 22. April 2021 haben wir die IHK-Reihe „Alles Entscheidende in 60 Minuten“ der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau mit unserem neuen Format unterstützt. Unser Webinar „Führen im Zeitalter von Arbeit 4.0“ thematisiert den Aspekt Führung 4.0 im Zeitalter der Digitalisierung und wird künftig unser Portfolio erweitern. Denn dem Megatrend „Digitalisierung der Arbeit“ können sich weder Führungskräfte noch Mitarbeitende von Unternehmen verweigern.
Arbeit 4.0 – Was verstehen wir darunter?
Arbeit 4.0 ist der Oberbegriff für die Digitalisierung der Arbeitswelt. ‚Arbeiten 4.0‘ wird vernetzter, digitaler und flexibler sein. Wie die zukünftige Arbeitswelt im Einzelnen aussehen wird, ist noch offen.“ (Vgl. BMAS, Weißbuch Arbeiten 4.0, 2017)
Wenn davon gesprochen wird, dass Arbeit 4.0 agil ist, so heißt das nicht nur, dass Arbeit 4.0 Flexibilität beinhaltet, sondern dass Personen und Unternehmen proaktiv, antizipativ und initiativ agieren sollten, um notwendige Veränderungen einzuführen. Agilität kann als die Fähigkeit eines Unternehmens angesehen werden, welches sein Geschäftsmodell und seine Organisation in kurzer Zeit auf neue Marktanforderungen und sich bietende Chancen ausrichtet. (Vgl. Lindner, 2019)
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WAS IST FÜHRUNG 4.0?
Der Megatrend Digitalisierung verändert die Art des Wirtschaftens, die Art des Arbeitens und auch die Art der Führung in Unternehmen – weswegen wir auch von Führung 4.0 sprechen. Was versteht man unter Führung in Unternehmen?
Führung ist aber nicht gleich Führung! Insbesondere für die digitale Transformation müssen die traditionellen Sichtweisen von Führung hinterfragt und gegebenenfalls an die Veränderungen durch Digitalisierung im Unternehmenskontext angepasst werden. Die klassische leitende Position, die in einer streng hierarchischen Struktur delegiert, hat augenscheinlich ausgedient. Die Mitarbeitenden in einem agilen und flexiblen Arbeitsumfeld stellen ganz andere Anforderungen an die Führungskraft. Daraus resultieren neue Rollen einer Führungskraft und auch neue Führungsstile.
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Führungsstile
Es gibt eher klassische und eher moderne Führungsstile. Bei den klassischen Führungsstilen (direktive, transaktionale und strategische Führung) delegieren die Führungskräfte eher die Aufgaben und kontrollieren die Zielerreichung und holen sich Feedback. Die Mitarbeitenden haben wenige Freiräume und erhalten Lob oder Kritik.
Bei den modernen Führungsstilen (Laissez-Faire-Führung, ethische Führung und transformationale Führung) setzen die Führungskräfte Vertrauen in die Arbeit der Mitarbeitenden, kommunizieren die Ziele und Visionen und die Mitarbeitenden haben sehr viele Spielräume und arbeiten selbstbestimmt und eigenverantwortlich.
(Vgl. Kienbaum & StepStone Leadership Survey, 2018)
Was ist nun der richtige Führungsstil?
Auf diese Frage gibt keine eindeutige Antwort. Der Führungsstil hängt vom jeweiligen Unternehmen und seiner Kultur, von den Arbeitsaufgaben, den Mitarbeitenden und dem Umfeld ab. Es wird auch keine „Reinform“ dieser Führungsstile geben, sondern es wird in den meisten Unternehmen eine Mischung der Führungsstile vorhanden sein.
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Drei Referenzdimensionen von Führung
Führung hat drei Referenzdimensionen:
- Führung findet in einer ganz bestimmten Umwelt statt, die VUKA-Umwelt genannt wird und gekennzeichnet ist durch:
- Volatilität (= Schwankungen/Veränderungen innerhalb einer kurzen Zeitspanne)
- Unsicherheit (= Unvorhersehbarkeit von Veränderungen)
- Komplexität (= Vielschichtigkeit, Vernetzung)
- Ambiguität oder Ambivalenz (= Zweideutigkeit, Zunahme von Mehrdeutigkeit).
- Führung findet innerhalb einer Organisation statt, innerhalb von Organisationsstrukturen, innerhalb von einer Unternehmenskultur, die für diese Organisation typisch ist.
- Führung findet in der Interaktion mit den Mitarbeitenden statt.
(Vgl. BSP Business School Berlin im Rahmen der Mittelstand 4.0-Agentur Kommunikation, 2017)
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Das neue Führungskonzept: Digital Leadership
Welche Art von Führungskräften wird in Zeiten der Digitalisierung gebraucht?
Man braucht weniger Manager:innen, man braucht eher Leader:innen! Der Unterschied zwischen Manager:in und Leader:in besteht darin, dass das Management eine Organisation am Laufen hält und die Leitung sie zu verändern versucht und andere dabei mitreißt.
Digital Leadership berücksichtigt die Anforderungen der VUKA-Umwelt, schafft eine Vertrauenskultur und ermöglicht Agilität.
Die 10 Kernthesen einer erfolgreichen Führung im Sinne von Digital Leadership lauten:
(Vgl. Dörr; Albo & Monastiridis, 2018)
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Darüber hinaus braucht es für eine erfolgreiche Umsetzung des Konzeptes Digital Leadership Führungskräfte, die bestimmte Fähigkeiten und Kompetenzen mitbringen, die nachfolgend genannt werden:
- Personale Kompetenzen: Loyalität, Förderung der Belegschaft, Glaubwürdigkeit/Authentizität, Normativ-ethische Einstellung, Eigenverantwortung, Kreativität/Schöpferische Fähigkeiten, (Selbst-)Reflexionsfähigkeit
- Sozial-kommunikative Kompetenzen: Teamfähigkeit, Dialogfähigkeit/Orientierung an der Kundschaft, Konfliktmanagement, Verständnisbereitschaft, Komplexitätsmanagement
- Aktivitäts- und Handlungsfähigkeit: Innovationsfähigkeit, Belastbarkeit, Tatkraft, ergebnis-orientiertes Handeln, zielorientiertes Führen, Netzwerkführung, Flexibilität
- Fach- und Methodenkompetenz: Management, Koordinations- und Moderationskompetenz, Strategieentwicklung, Trends erkennen, Beurteilungsvermögen, Folgebewusstsein
(Vgl. Heyse & Ortmann, 2018, S. 57f. sowie Baudach; Hellge; Schröder & Zink, 2019, S. 171)
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Führungsrollen
Welche Rollen hat eine Führungskraft auszukleiden? Was ist typisch am jeweiligen Verhalten? Im Folgenden werden fünf Führungsrollen mit der jeweiligen Charakteristik aufgeführt:
- Digital Leader:in: Visionen vermitteln und Vorbild sein!
- Coachende Führung: Mitarbeitende unterstützen und befähigen!
- Menschenfreund:in: Mitarbeitende verstehen!
- Demokrat:in: Verantwortung abgeben!
- Kommunikator:in: Dialoge führen!
Jedes Unternehmen, jede Führungskraft, alle Mitarbeitenden und jegliche Rahmenbedingungen von Führung unterscheiden sich von Situation zu Situation. Es ist demnach die Aufgabe einer jeden Führungskraft für sich herauszufinden, welche Führungsrolle und welcher Führungsstil für die jeweilige Situation im Unternehmen angemessen sind. Denn: Gute Führung erkennt man am Handeln und nicht an der Hierarchie!
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Eine Führungskraft muss sich aber auch verschiedenen Herausforderungen stellen:
- Generationenorientierte Führung: beinhaltet die Schaffung generationenspezifischer Arbeitsräume/-methoden, da unterschiedliche Affinitäten zu Digitalisierung bestehen.
- Virtuelle Führung: beinhaltet eine Remote-Führung mithilfe von Technologien auf Distanz zur Sicherstellung der Aufgabenerledigung und Motivation des Kollegiums.
- Agile Führung: beinhaltet kurzzyklisches Handeln je nach Veränderungssituation, die Förderung von Selbstorganisation durch die Persönlichkeit und das Leitbild der Führungskraft.
(Vgl. Lindner, 2019, S. 30ff.)
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Erfolgsstrategien für eine moderne Führungskultur
Der Schlüssel zur erfolgreichen digitalen Transformation liegt in einer angemessenen Führungskultur. „Digital Leadership“ steht für all das, woran es Organisationen aktuell oft noch mangelt: Innovationsgeist, Werteorientierung, Disruptions- und Widerspruchspotential, Flexibilität in der Sache, aber auch für Standfestigkeit im Wesen, eine hohe soziale Kompetenz und ganz viel Mut.
Zum Schluss sollen fünf Erfolgsstrategien für eine moderne Führungskultur bzw. Führung 4.0 genannt werden:
- Sei disruptiv!
- Sei innovativ!
- Sei mutig in der Führung, sei ein Vorbild, sei flexibel und zeige Haltung!
- Sei sozial kompetent!
- Sei entschlossen und proaktiv!
(Vgl. UPLOAD Magazin, 2016 sowie BSP Business School Berlin, 2017)