Digitalisierung für das Herdenmanagement von Mutterkuhherden
DER ANLASS
Im Westen von den Zichtauer Hellbergen und im Osten von der Milde begrenzt, liegt in der westlichen Altmark der landwirtschaftliche Betrieb der Familie Jung. Die meiste Zeit des Jahres grasen die Herden des Angus Rinds, die Madeleine Jung seit Anfang 2020 ökologisch führt, auf den extensiv bewirtschafteten Weiden in den Mildeniederungen um Engersen. In der Landwirtschaft werden immer mehr Dokumentationspflichten eingeführt, die der Familie Jung viel Zeit rauben. Derzeit werden diese analog oder in MS Excel geführt und z. T. digital an öffentliche Stellen übergeben. Die aktuell verfügbaren Softwaretools sind für die Milchviehhaltung und die Verwaltung einer Vielzahl von Vital- und Leistungswerten der Tiere ausgelegt und somit für Landwirte mit Mutterkuhherden unwirtschaftlich. Mit der Fragestellung nach möglichen Lösungsoptionen kam Frau Jung in die Digitalisierungssprechstunde des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrums Magdeburg, der IHK und HWK Magdeburg. Sie suchte besonders Unterstützungsmöglichkeiten der Dokumentation, vor allem der Herdenbewegungen zwischen den verschiedenen Weideflächen und Stallungen des Betriebes.
DIE LÖSUNG
In der Digitalisierungssprechstunde wurden zunächst der aktuelle Digitalisierungsgrad im Unternehmen und erste Anforderungen an eine mögliche Lösung aufgenommen. So ist derzeit bspw. für wenige Funktionen eine landwirtschaftliche Software im Einsatz. Die Direktvermarktung wird durch eine Webseite auf Basis eines Homepagebaukastens unterstützt.
Aufgrund des expliziten Schwerpunktes „Agrarwirtschaft“ wurde anschließend Kontakt zum Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Lingen aufgenommen, welches sich von Seiten der Hochschule Osnabrück um die Agrarbranche kümmert. In einem gemeinsamen Workshop wurden mit dem Hof Jung und dem westfälischen Mutterkuh-Betrieb Witte detailliertere Anforderungen erarbeitet. Zuerst wurde der Ist-Prozess der Herdenverwaltung von der Zusammenstellung der Herden, über die Zucht und Aufzucht der Kälber bis hin zum Verkauf bzw. zur Direktvermarktung des schlachtreifen Rindes aufgenommen und hinsichtlich der bisher genutzten Hilfsmittel analysiert. Anschließend wurden konkrete Anforderungen beider Betriebe herausgearbeitet, gruppiert und in Abhängigkeit gebracht sowie letztlich priorisiert. Im Ergebnis entstand ein Anforderungskatalog mit dem auf potenzielle Anbieter:innen zugegangen werden kann.
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Das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Lingen unterstützt aufgrund seiner Branchenkenntnisse das Unternehmen bei der Ansprache möglicher Hersteller:innen und IT-Dienstleister:innen.
Wie es beim Projekt von Frau Jung und dem Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Lingen weitergeht, können Sie hier in voller Länge nachlesen.
DAS HAT ES GEKOSTET
Die Digitalisierungssprechstunde und das Mini-Umsetzungsprojekt waren für Frau Jung und Herrn Witte aufgrund der Förderung der Kompetenzzentren durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie kostenfrei. Für ein möglichst passendes Softwaretool sind beide Unternehmen bereit Geld zu investieren und ggf. eine gezielte Softwareentwicklung mitzutragen.
Derzeit nutzt das Unternehmen eine kostenfreie Basisversion von 365FarmNet. Das Modul zur Milchviehhaltung ist kostenpflichtig, bildet jedoch nicht alle Funktionen ab, die für die Mutterkuhhaltung benötigt werden. Frau Jung und Herr Witte sind durchaus bereit für sinnvolle Funktionen zu bezahlen, würden jedoch nicht in eine Software investieren, bei der sie für 20% der Features 100% des Preises zahlen müssen oder verschiedene Systeme, die nicht miteinander verbunden sind.
DAS HAT DEM UNTERNEHMEN SEHR GEHOLFEN
Der strukturierte Workshop führte innerhalb weniger Stunden zu einem Anforderungskatalog, der mit potenziellen Anbieter:innen besprochen werden kann. Durch den Austausch konnten Synergien zwischen den Betrieben geschaffen und der eigene Blickwinkel erweitert werden, in dem nicht nur der eigene Prozess betrachtet wurde. Damit werden die Anforderungen an ein System klarer. Es wird bewusst, dass es neben den eigenen Anforderungen auf anderen Betrieben auch noch weitere sein können.
IN KOOPERATION MIT DEM