MINI-
PROJEKT

UNTERNEHMEN ERZÄHLEN
IHRE GESCHICHTE

Prüfprozesse digital unterstützen – Ansatzpunkte für neue Geschäftsmodelle entwickeln

Die Mewes Wägetechnik GmbH unterstützt Unternehmen aus dem produzierenden Bereich, aus der Landwirtschaft oder aus der chemischen Industrie bei der Auswahl der für sie geeigneten Produkte, bei der Wartung und Kalibrierung der Produkte, sowie der Eichung.

Wägetechnik

DER ANLASS

Die Mewes Wägetechnik GmbH aus Haldensleben im nördlichen Sachsen-Anhalt ist ein Anbieter von Waagen und Wägekomponenten. Die Mitarbeiter:innen unterstützen Unternehmen aus dem produzierenden Bereich, aus der Landwirtschaft oder aus der chemischen Industrie nicht nur bei der Auswahl der für sie geeigneten Produkte, sondern bieten darüber hinaus ein breites Dienstleistungsspektrum, das von der Wartung, über die Kalibrierung bis hin zur Unterstützung der Eichung reicht. Die Chancen der Digitalisierung hat das Unternehmen bereits frühzeitig erkannt und insbesondere aus der Perspektive des Vertriebs erschlossen. Etabliert sind zielgruppenbezogene Online-Shops, wie „Der Feuchtebestimmershop“ oder „Wägezelle24“. Die betrieblichen Prozesse werden weitestgehend durch ein KMU-taugliches ERP-System unterstützt.

Weitere Potenziale sieht das 1992 gegründete Unternehmen insbesondere im Servicebereich. Dort treffen sukzessiv steigende Kundenanforderungen z. B. hinsichtlich einer schnellen, revisionssicheren und kostengünstigen Durchführung wiederkehrender Prüfungen auf vergleichsweise konventionelle Arbeitsweisen. Letztere sind durch einen hohen Anteil manueller Tätigkeiten und zahlreiche Medienbrüche geprägt. Aus diesem Grund beabsichtigte die Mewes Wägetechnik GmbH die Implementierung einer IT-Lösung zur Digitalisierung der Serviceprozesse. Um mögliche Auswirkungen dieses primär effizienzgetriebenen Vorhabens auf das bestehende Leistungsangebot und damit auf das Geschäftsmodell des Unternehmens von Anfang an mitzudenken, wandte sich die Geschäftsleitung an das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Magdeburg.

DIE LÖSUNG

Um abschätzen zu können, welche Auswirkungen aus einer geplanten technologischen Veränderung für ein etabliertes Geschäftsmodell resultieren, ist es wichtig, sich zunächst dessen Funktionsweise sowie Stärken und Schwächen zu vergegenwärtigen. Aus diesem Grund wurde im Rahmen eines Mini-Umsetzungsprojekts mit dem Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Magdeburg ein Workshop zur Beschreibung und Analyse des derzeitigen Geschäftsmodells von Mewes Wägetechnik durchgeführt. Dazu erfolgte eine Visualisierung des Geschäftsmodells in Form einer Business Model Canvas sowie dessen Bewertung mit Hilfe der „Sieben Leitfragen zur Geschäftsmodellbewertung“. Letztere umfassen u.a. Einschätzungen zur Regelmäßigkeit der Einnahmen, zu den Wechselbarrieren (bezogen auf Wettbewerber:innen bzw. Produktalternativen) und zur Skalierbarkeit des Geschäftsmodells. Bereits an dieser Stelle konnten konkrete Ansatzpunkte zur Geschäftsmodellveränderung identifiziert werden.

In einem weiteren Schritt sollte die Perspektive der Kund:innen stärker in den Blick genommen werden. Um Empathie für die Herausforderungen und Bedürfnisse der Kund:innen zu entwickeln, wurde ein Kundenprozess modelliert, der die wesentlichen Aktivitäten der Kundschaft von der Auswahl der Waage bis zur Dokumentation und Nutzung der Messergebnisse umfasst. Im Mittelpunkt standen dabei Unternehmen der Lebensmittelproduktion. Ziel war es dabei nicht jede „Eventualität“ abzubilden, sondern einen Prozess mit Referenzcharakter zu schaffen. Für jeden so identifizierten Teilprozess wurden die Beteiligten auf Kundenseite (z. B. Einkäufer:innen, Betriebsleitung, Bediener:innen), deren in dem jeweiligen Teilprozess verfolgten Zielsetzungen sowie die daraus für sie resultierenden Aufgaben erfasst. Auf Basis der so systematisierten Aufgaben und Zielsetzung konnten in Verbindung mit dem Erfahrungswissen der Mitarbeitenden von Mewes Wägetechnik typische Problemlagen identifiziert werden, mit denen sich die Prozessbeteiligten auf Kundenseite konfrontiert sehen. Mit dem Teilprozess „Messergebnisse dokumentieren“ verfolgt beispielsweise die Produktionsleitung das Ziel, die erzielte Produktqualität entsprechend den gesetzlichen Vorschriften über einen definierten Zeitraum nachweisen zu können. Dazu muss sichergestellt werden, dass die Ergebnisse revisions- bzw. prüfungssicher dokumentiert werden (Aufgabe). Ein in dem Zusammenhang auf Kundenseite bestehende Herausforderung besteht darin, die Daten im Falle einer Prüfung kurzfristig verfügbar zu haben bzw. diese maschinell auswerten zu können (Problemlage).

Einblick in den Workshop des Mini-Umsetzungsprojekts “Prüfprozesse digital unterstützen” mit der Mewes Wägetechnik GmbH

IT-Systemlandschaft
Digitale Prüfprozesse

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Auf Basis der so spezifizierten (generischen) Kundensituation wurde bestimmt, welche Leistungen des Unternehmens bereits heute dazu beitragen, dass die damit verbundenen „Schmerzen“ auf Kundenseite reduziert werden. So wird beispielsweise bereits heute bei Beratungsgesprächen zu Neuprodukten für die Bedeutung digitaler Daten im Kontext der Nachweispflichten sensibilisiert. Ausgehend von diesem Bewusstsein fiel es den Anwesenden nicht schwer weitere mögliche Ansatzpunkte für eine noch stärkere Unterstützung der Kund:innen in den Teilprozessen zu identifizieren. Dabei ist beispielsweise die Idee eines online verfügbaren digitalen Zwillings des Messystems entstanden. Auf dessen Basis könnten einerseits die Kund:innen Messdaten, Prüfnachweise und andere Dokumente revisionssicher verwalten und andererseits das Servicepersonal von Mewes Wägetechnik bei der Planung, Durchführung und Dokumentation der Instandhaltungsmaßnahmen unterstützt werden. Diese und weitere Ideen wurden hinsichtlich Erfolgs- bzw. Umsatzwirkung und Umsetzbarkeit bewertet.

Die am best-bewerteten Ideen fanden wiederum Eingang in einen weiteren Workshopteil zur Spezifizierung der Anforderungen an die geplante IT-Lösung. Im Ergebnis entstand ein Zielbild für eine technologische Unterstützung der Serviceprozesse gekoppelt mit konkreten Ansatzpunkten für neue digitale Dienstleistungen.

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DAS HAT ES GEKOSTET

Aufgrund des kostenfreien Angebots von Mittelstand-Digital hat die Bearbeitung des Themas das Unternehmen in erster Linie Arbeitszeit der involvierten Beschäftigten gekostet. Aufgrund der Ende 2021 in Sachsen-Anhalt guten Fördermöglichkeiten zur Umsetzung von Digitalisierungsmaßnahmen ist Mewes Wägetechnik optimistisch, weite Teile der konzipierten Anforderungen auch tatsächlich umsetzen zu können.

DAS WÜRDE DAS UNTERNEHMEN NICHT WIEDER MACHEN

Methoden, die dabei unterstützen einerseits bestehendes Wissen zu aggregieren und andererseits Kreativitätspotenziale zu entfalten, leben von der Heterogenität der Teilnehmenden. Aus diesem Grund wäre es sicher sinnvoll, bei einer erneuten Durchführung ein stärkeres Augenmerk auf die Diversität der Beteiligten (hinsichtlich derer Erfahrungshintergründe) zu legen.

DAS HAT DEM UNTERNEHMEN SEHR GEHOLFEN

Die systematische Herangehensweise in Kombination mit den etablierten Methoden erleichterte es, die in den Köpfen der Mitarbeitenden bereits vorhandenen Anknüpfungspunkte und Ideen zu formulieren und entsprechend einordnen zu können. Unterschiedliche Perspektiven hinsichtlich der Herausforderungen auf Kundenseite konnten so zusammengeführt und vervollständigt werden.

  • Kontaktperson

    Benjamin Oeltze

    Mewes Wägetechnik GmbH
    Jakob-Uffrecht-Str. 7a
    39340 Haldensleben

  • Branche

    Mess- und Regelungstechnik

  • Mitarbeitende

    27 Beschäftigte

Kontakt beim Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Magdeburg

Robert Kummer

Robert Kummer

Digitale Geschäftsmodelle
  • KONTAKT

    Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Magdeburg “vernetzt wachsen”
    c/o Fraunhofer IFF
    Sandtorstraße 22
    39106 Magdeburg

    0391 – 40 90 138

Dr. Stefan Voigt

Dr. Stefan Voigt

Leiter
  • KONTAKT

    Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Magdeburg “vernetzt wachsen”
    c/o Zentrum für Produkt-, Verfahrens- und Prozessinnovation ZPVP GmbH
    Sandtorstraße 23
    39106 Magdeburg

    0391 – 544 86 222